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The Dark Pictures Anthology: Man Of Medan

Ein klischeehafter Gruseltrip, der jedoch angenehm leichte Unterhaltung bietet.

Ist das hier etwa „Until Dawn“ Staffel 2? Ja und Nein – müsste die Antwort auf diese Frage lauten. Gewisse Parallelen sind jedenfalls zu erkennen. Wie schon das 2015 erschienene Spiel „Until Dawn“ basiert „Man of Medan“ auf dem Prinzip einer TV-Serie: Viele Videosequenzen, aber trotz der Auswahl zwischen bestimmten Entscheidungen ein wenig eigener Handlungsspielraum.

Man wird, während den nur knapp fünf Stunden Spielzeit, das Gefühl nicht los, durch die Entscheidungen zwar Einfluss darauf zu haben, wer am Ende lebt und wer stirbt, die eigentliche Story jedoch nur marginal beeinflussen zu können.

Die Kombination aus engen Fluren und Räumen sowie das Fehlen eines Open-World-Charakters, lässt sich am besten durch einen Tunnel beschreiben, durch den man von Anfang bis Ende hindurch läuft, auf Hindernisse stößt an denen Charaktere hängenbleiben, am Ende aber lediglich auf ein einziges Ziel (bzw. tatsächlich ein paar vereinzelte Ziele) zusteuert.

Teenies auf hoher See

Der Plot von „Man of Medan“ kann sich durchaus sehen bzw. spielen lassen. Vier junge Männer und Frauen: Bradley, dessen Bruder Alex, dessen Freundin Julia sowie deren Bruder Conrad suchen die starke junge Kapitänin Fliss auf, die sie zum Wracktauchen mit ihrem Boot „Duke of Milan“ auf den Ozean hinaus schippert.

Nachdem sie dann ein altes Fliegerwrack entdeckt haben, tauchen plötzlich einheimische Fischer auf und überfallen die fünf Helden und übernehmen die „Duke of Milan“. Gemeinsam stoßen sie im Zuge eines Sturms auf ein Geisterschiff – eine Fregatte, die seit dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten war und Gerüchten zufolge einen Goldschatz beherbergen soll.

Die Fischer riechen ihren bevorstehenden Reichtum und die Gier treibt die Gruppe auf das Schiff – wer wieder herunterkommt, liegt allein in eurer Hand!

Hier darf sich jeder mal fürchten

Das Gameplay des Spiels erweist sich als extrem benutzerfreundlich – jedoch auch als durchaus eingeschränkt. Die Steuerung von Alex, Brad, Julia, Conrad und Fliss in der Third-Person-Perspektive beschränkt sich auf einfache Funktionen wie Gehen, Bedienen einer Lichtquelle oder Aufheben und Betrachten von gefundenen Gegenständen.

In Gefahrensituationen wird es allerdings deutlich spannender und man wird förmlich an den Controller gefesselt. Das schnelle Drücken der richtigen Tastenkombi, die richtige Frequenz beim Drücken der Tasten, um den Herzschlag im Zaum zu halten und das (Nicht)Zuschlagen mit der Faust entscheidet in einigen Situationen über Leben und Tod der Charaktere und Gegenspieler.

Wer also hier nicht voll bei der Sache ist, verliert schnell die Kontrolle über die Handlung und verursacht Handlungsstränge, die so nicht gewollt waren. Das ganze Spiel beruht auf dem Prinzip des „Butterfly-Effects“: Getroffene Entscheidungen sind nicht wieder rückgängig zu machen und beeinflussen umgehend oder auf lange Sicht hin den Verlauf der Handlung.

Somit sind die Story und das Ende des Spiels individuell veränderbar. Ein hoher Wiederspielwert ist damit gewiss. Die Grafik ist gleichzeitig top und flop! Detailgenaue Ansichten der Unterwasserwelt oder des Schiffrumpfs machen das Spiel zu einem unvergesslichen Horror-Erlebnis. Die Figuren sind stilistisch comicmäßig angehaucht, vermitteln aber einen realistischen Eindruck, auch was Gesichtsbewegungen und Körpermotorik betrifft.

Ein großes Manko jedoch sind die langen Ladebildschirme und teilweise kämpft das Spiel sogar mit Aufhängern, die letztlich den Spieler zum Rückzug in das Hauptmenü zwingen. Da müssten die Entwickler von Suppermassive Games noch nachbessern.

Gemeinsam auf Gruselfahrt

Im Gegensatz zu „Until Dawn“ erlaubt es „Man of Medan“ mehreren Spielern am Horror-Erlebnis teil zu haben. So können zum einen bis zu sechs Spieler dem „Filmabend“ beiwohnen und im Stile von „Reiche den Controller weiter“ erhält jeder Mitspieler die Macht über einen oder mehrere Charaktere.

Zum anderen können im Koop-Modus zwei Spieler online zusammen die Story durchkämpfen, wobei der Host die Kontrolle über den Hauptcharakter und der Mitspieler über den jeweiligen weiteren Charakter in der Spielsituation übernimmt. Das macht „Man of Medan“ deutlich spannender, weil man oft von den Entscheidungen seines Partners abhängig ist – eine coole Idee.

Fazit

Alles in allem, auch trotz der (vielen) Mängel, ist „Man of Medan“ ein empfehlenswertes Spiel. Vor allem den Horrorfans werden einige Gruselklischees serviert. Dennoch: Wer den „Vorgänger“ bisher nicht gespielt hat, und zudem lieber alleine als im Rudel zockt, dem empfehle ich vorab doch „Until Dawn“.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: thedarkpictures.com