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The Long Journey Home

Anschnallen und Augen zu – bei dieser Odyssee durchs All geht es turbulent her, was manchen Gästen nicht gut bekommen wird.

Bin ich zu blöd für dieses Mini-Game? Das war mein erster Gedanke, nachdem ich bei „The Long Journey Home“ erfolgreich das Tutorial absolviert hatte und zur ersten Mission aufbrach. Auf einem fremden Planeten soll ich mein Landungsschiff in Position bringen, um Gas abzubauen.

Ich bekomme es aber beim besten Willen nicht hin – sei es aufgrund der absurd hohen Gravitation oder der merkwürdigen Steuerung. Beim gefühlt 100. Versuch mich richtig zu positionieren, kommt die Erlösung – ein Fels macht meinem Landungsschiff den Garaus. Frustriert, aber dennoch am Ehrgeiz gepackt, starte ich ein neues Spiel – und diesmal läuft es völlig anders.

Zufallsbegegnungen

Nach mehreren Stunden mit „The Long Journey Home“ würde ich die eingangs beschriebene Szene als „normal“ bezeichnen. Denn das Werk von Daedalic Entertainment fordert nicht nur ungemein, es hängt auch stark vom Zufall ab.

Jeder neue Versuch wird zufallsgeneriert und schaut dabei nicht gerade auf Fairness. So kann es also vorkommen, dass ihr es gleich mit knüppelharten Voraussetzungen zu tun bekommt, ohne dass ihr das wolltet. So erging es mit bei meinem ersten Versuch – bis dahin war mir das Zufallsprinzip jedoch nicht ganz klar und ich zweifelte an meinen Fähigkeiten.

Aber kommen wir mal zum grundlegenden Prinzip. In „The Long Journey Home“ müsst ihr euer Raumschiff von einem entfernten Punkt der Galaxie wieder nach Hause auf die Erde bringen. Durch ein schiefgelaufenes Experiment seid ihr nämlich dorthin gebeamt worden.

Zu Beginn jeder Reise wählt ihr aus drei Raum- und Landungsschiffen und nehmt vier aus insgesamt zehn Crew-Mitgliedern mit auf die Reise. Jeder Experte, den ihr mitnehmt, hat eine besondere Fähigkeit, die euch irgendwann im Spiel helfen wird.

Das Gemeine daran: Das Spiel sagt euch nicht, wie die Experten euch helfen können, geschweige denn, welchen Nutzen die Gegenstände haben, die sie mitbringen. Das dürft ihr dann selbst herausfinden.

Nach Hause teleportieren

Allgemein geht es darum, dass ihr euch von einem Sonnensystem zum nächsten hangelt, bis ihr endlich die Heimat erreicht habt. Klingt einfacher als es ist. Denn zum einen wäre da der bereits erwähnte Zufallsfaktor, dann auch noch die Steuerung und zu guter Letzt ein paar Alienrassen.

Die insgesamt 15 außerirdischen Kulturen sind jedoch das Interessanteste an „The Long Journey Home“. Jedes Mal, wenn ihr auf eine fremde Spezies trefft, wird es spannend. Denn die Aliens verfolgen alle ihre eigenen Ziele. Welche das sind, könnt ihr zu Beginn nicht wissen.

So ist es euch überlassen, ob ihr ihnen helfen wollt oder doch lieber gegen sie kämpft. Dabei muss ich erwähnen, dass mich die Dialoge immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben – sehr netter Humor. Ihr solltet immer vorsichtig mit den Aliens sein: Auch wenn es so aussieht, dass sie euch einen Gefallen tun, kann sich dahinter eine fiese Masche verbergen.

Oder ihr freundet euch mit den falschen Kulturen an und stoßt dadurch an anderer Stelle auf massiven Wiederstand – all das lernt ihr nur durch Erfahrung. Daher solltet ihr nicht davon ausgehen, dass euer erster Trip durchs All erfolgreich sein wird.

Die NASA lässt grüßen

Die Steuerung ist der nächste Punkt auf meiner Agenda. Wenn ich in einem Sonnensystem von Planet zu Planet hüpfen soll, kommen Erinnerungen an meinen Physikunterricht aus der Schule hoch: Ich muss tunlichst genau auf die Schwerkraft der einzelnen Planeten achten, um mich von einem zum nächsten zu katapultieren, ohne dabei zu viel wertvollen Treibstoff zu opfern.

Oftmals bin ich dabei glorreich an meinem Ziel vorbeigerauscht und in einer spektakulären Explosion auf dem nächsten Planeten geendet. Mit etwas Übung klappt es dann aber ganz gut, wobei es nicht ganz leicht ist.

Sehr schade – und fast etwas ärgerlich – finde ich zwei Aspekte an „The Long Journey Home“: Zum einen wirkt der Zufallsmodus sehr unausgeglichen. Soll heißen: Ihr könnt durchaus in Sonnensystemen landen, in denen jeder Planet dort den sicheren Tod bedeutet. Das kann mitunter schon ziemlich frustrierend sein.

Dann wäre da noch der Fortschritt. Mit jedem Ableben eurer Crew müsst ihr wieder von vorne ran. Das wäre ja durchaus zu verkraften. Allerdings nehmt ihr keinerlei Fortschritt aus euren vorherigen Versuchen mit – bis auf die persönliche Erfahrung natürlich.

Es wäre doch deutlich motivierender, wenn euch ein Fehlschlag zumindest einen Vorteil für den nächsten Anlauf brächte. So ist jeder Fehlschlag ziemlich bitter und frustrierend.

Fazit

„The Long Journey Home“ ist nicht für jedermann geeignet. Zunächst einmal solltet ihr ein dickes Fell haben, was Trial&Error angeht. Denn ohne eine gewisse Frusttoleranz geht hier gar nix. Habt ihr dann aber mal einen guten Lauf, macht „The Long Journey Home“ richtig Spaß und weckt die Entdeckerlust – bis der Zufall wieder hart zuschlägt.

Daedalic zeigt hier deutlich, wie klein der Mensch doch im Gegensatz zum gesamten Universum ist – und vielleicht auch wie unbedeutend. Es bleibt ein spannendes Spiel mit guten Ansätzen, das hier und da jedoch zu hart bestraft und so manche Gäste aus der Umlaufbahn wirft.

Erhältlich für: PC, Xbox One, PS4
Website: daedalic.com/the-long-journey-home