Wenn die Spiele „Limbo“ und „Never Alone“ ein Kind erzeugen könnten, würde es höchstwahrscheinlich so aussehen, wie „The Mooseman“. Der russische Entwickler Morteshka verknüpft in seinem Werk nämlich Geschichte mit Rätseln – und lädt damit zu einer kleinen Reise in die Vergangenheit ein. Grundsätzlich handelt es sich bei „The Mooseman“ um einen 2D-Sidescroller, bei dem die meisten Farben vergessen wurden – der Großteil der Reise ist in Schwarz-Weiß gehalten.
Als sogenannter Elchmann wandelt ihr in einer früh prähistorischen Zeit, genauer gesagt dem Perm, auf den Pfaden der Vorfahren der heutigen Skandinavier. Ihr seid dabei eine Art Vermittler zwischen der Welt der Toten und Lebenden, was eure Maske verdeutlicht. Schon mal eine sehr interessante Ausgangslage.
Eile mit Weile
Das Tempo dieses Abenteuers könnte kaum gemütlicher sein: Sehr behutsam stapft der Stabträger durch die mystischen Wälder und denkt nicht im Traum daran sich schneller zu bewegen, auch wenn mein Daumen es am Controller noch so sehr möchte. Das braucht er aber auch gar nicht: Denn bei „The Mooseman“ ist der Weg das Ziel.
Und wenn ihr im Vorfeld bereits wisst, dass euer Abenteuer höchstens zwei Stunden in Anspruch nimmt, dann nehmt euch die Zeit doch einfach zum Genießen oder Wirkenlassen der Umgebung. Der Ablauf ist dabei ähnlich wie bei den Genre-Genossen „Limbo“, „Inside“ oder „Never Alone“: Von links nach rechts führt ihr eure Reise durch und löst dabei Rätsel.
Da ihr mit eurer Maske übergangslos zwischen dem Blick in das Totenreich und der normalen Welt wechseln könnt, ergeben sich dadurch unterschiedliche Knobelpassagen, die euch allerdings nie sonderlich lange aufhalten werden. Beispielsweise ist im Reich der Toten eine Knochenbrücke, wo in der normalen Welt nur ein tiefer Abgrund wartet.
Später habt ihr sogar die Macht euch mit einem Schutzfeld zu umgeben, um so gegnerischen Angriffen standzuhalten. Wirklich actionreich wird es aber nie – dennoch sorgt der Wechsel der Erzählebenen immer wieder für Abwechslung. So müsst ihr in einem kurzen Abschnitt sogar mit Pfeil und Bogen auf Hirschjagd gehen.
Falsche Götter
Hin und wieder bekommt ihr ein Stück Geschichte präsentiert in Form sammelbarer Objekte aus der Zeit des Perm. In kleinen Zwischensequenzen redet zudem eine mystische Stimme zu euch, was den Charm des Ganzen unterstreicht – zumindest anfänglich. Denn nachdem ich halb durch war, merkte ich, dass es sich bei der Stimme nicht um Mystik, sondern um Russisch handelte. Die Sprache war einfach voreingestellt … Dennoch verbreitet der Rest von „The Mooseman“ einen besonderen Charme.
Menüführung? Nein Danke!
Auf technischer Seite schwächelt das Spielchen allerdings ein wenig: Eure Figur bleibt hier und da unweigerlich an unsichtbaren Barrieren hängen oder fällt in Löcher, die eigentlich schon überwunden waren. Alles verkraftbar, da die Checkpoints sehr fair gesetzt sind. Nur bei der Menü-Führung hätten die Entwickler das Grundgerüst der Android- und iOS-Version entstauben können.
Beispielsweise könnt ihr nicht einfach durch Druck auf den Kreis bei der PS4 oder auf B bei der Xbox One das Menü verlassen: Nein, ihr müsst „Fortfahren“ anwählen. Ebenso merkwürdig ist der Start des Spiels: Drückt ihr zu schnell zweimal hintereinander die Bestätigungstaste, startet „The Mooseman“ von Anfang an.
Nach dem Anmelden solltet ihr also kurz warten, dann nach unten auf „Fortsetzen“ drücken und erst dann geht es am letzten Speicherpunkt weiter. Alles Feinheiten, die sich mit einem Patch kinderleicht beheben lassen. Aber wer meckert schon über ein Spiel, das bestens unterhält und nur sechs Euro kostet?!
Fazit
„The Mooseman“ von Morteshka ist zwar kein technisch perfektes, aber dennoch ein schönes Spiel geworden: Inhaltlich greift es Mythen auf, die mir bis dahin neu waren und hinterfragt gleichzeitig unsere heutige Kultur (wenn ich da nicht zu viel hineininterpretiere). Für alle, die „Limbo“ oder „Never Alone“ mochten, könnte sich „The Mooseman“ als lohnenswerter Ausflug in eine mystische Welt erweisen.
Erhältlich für: Xbox, PS, PC
Website: mooseman.ru