Unterhaltung Games

Underhero

Ungewollt zum Weltenretter – dieses Indie macht Rollenspieler und Plattformer glücklich.

Als ich zum ersten Mal „Underhero“ startete, freute ich mich auf ein kleines, gemütliches Jump&Run mit jeder Menge Indie-Flair. Was mir Paper Castle Games aber hier präsentiert, war eine faustdicke Überraschung.

Dunkler Humor vom Feinsten

Die Geschichte beginnt, wie viele andere: Eine Welt wird von einem fiesen Obermotz belagert, dieser hat zu allem Überfluss noch die Prinzessin entführt, aber zum Glück gibt es einen strahlenden Helden, der wieder alles ins Lot bringen will ... bla, bla, bla. Das kennen wir ja bereits ausgiebig – daraus macht auch „Underhero“ keinen Hehl.

Doch gleich zu Beginn kommt ein netter Twist: Als vollausgebauter Held dürfen wir uns gleich auf den Weg zum letzten Gefecht gegen den Endboss machen. Unterwegs sind nur noch drei Minions, die als Kanonenfutter dienen. Allerdings geschieht einem ein kleines Malheur: Er durchschneidet ein Seil und prompt rauscht der Kronleuchter auf seine beiden Kumpels und den strahlenden Helden, der damit Geschichte ist.

Fortan steuern wir den tollpatschigen Minion, der ungewollt zum Helden avanciert. Ein netter Ansatz. Die Aufgabe des „Underhero“ ist simpel: Sein Boss, der fiese Mr. Stiches, will, dass unser Recke wieder alle Edelsteine an seine Besitzer zurückgibt – also an Bosse, die der ursprüngliche Held besiegt hat.

Doch da gibt es einen Haken: Womöglich killt uns Mr. Stiches, wenn wir die Aufgabe erledigt haben – das meint zumindest Elizabeth, die Vierte. Sie ist das sagenumwobene Schwert des getöteten Helden, das sich uns angeschlossen hat. Gemeinsam mit dem Schwert beginnt das Abenteuer.

Abgefahren mit Charme

So viel zur Geschichte. Aber es ist schon ein Genuss, wenn manche Charaktere dieses bunten Schurken-Universums miteinander reden. Hier hat sich Paper Castle Games wirklich redlich Mühe gegeben und sorgt damit immer wieder für Lacher. Allerdings ist das nicht das Herzstück des Spiels. Im Mittelpunkt stehen die Sprungeinlagen – dachte ich zumindest.

Aber weit gefehlt: „Underhero“ sieht sich als Rollenspiel mit ein paar Hüpfeinlagen. Ein Rollenspiel? Genau – jetzt wird’s nämlich interessant. Rein optisch könnte „Underhero“ nämlich ein süßes 16-Bit-Comic-Jump&Run sein, wie es viele auf dem Markt gibt. Das hätte mir schon gereicht, um es ausgiebig zu testen. Doch „Underhero“ will aus der Masse hervorstechen – und macht dabei einen großartigen Job.

Das wird schnell klar, wenn ihr zum ersten Gegner kommt: Anstatt ihm in Mario-Manier auf den Kopf zu hüpfen, wird das Bild herangezoomt und der Kampf-Modus startet. Ja, hier wird tatsächlich jeder einzelne Gegner in einer Art rundenbasierten Auseinandersetzung bekämpft.

Moderner Rundenkampf

Die Kampf-Mechanik ist anfangs ungewöhnlich, geht aber sehr schnell ins Blut über. Das Spiel erklärt euch die Feinheiten bis ins kleinste Detail, ohne dabei zu viel zu labern – äußerst löblich. Im Grunde müsst ihr immer ein Auge auf eure Ausdauer und den Gegner haben. Die Ausdauer braucht ihr für Attacken. Diese regeneriert sich automatisch.

Sobald ihr feindlichen Angriffen ausweicht, bekommt ihr einen Extra-Schub an Ausdauer, um zurückzuschlagen. Eure Gegner haben allesamt eigene Bewegungsmuster, nach denen sie angreifen. Beobachtet sie daher genau, um zu wissen, wann und wie ihr am besten ausweicht. Klingt komplizierter als es ist.

Im späteren Verlauf des Spiels habt ihr dann die Möglichkeit Angriffe zu blocken oder verschiedene Waffen zu nutzen: Hammer, Schleuder und natürlich euer Schwert stehen euch immer zur Seite und laden zu Experimenten ein. Es ist schon erstaunlich, wie viel Eigendynamik diese Kämpfe entwickeln.

Aufleveln, wie ein echter Held

Besiegte Gegner hinterlassen Erfahrungspunkte und Items, die euch immer stärker werden lassen. Allein das ist schon sehr motivierend. Doch Paper Castle Games versteht sich hervorragend darauf, eine gute Balance zwischen Kämpfen und Hüpfpassagen zu schaffen. Mir wurde während der gesamten Spielzeit nie langweilig – ein sehr gutes Zeichen.

Ein Highlight sind die Bosskämpfe, die nicht nur Geschick, sondern auch etwas Grips erfordern. Ihr müsst unter anderem gegen einen Drachen, eine Riesenmotte und am Ende natürlich gegen euren Boss antreten. Keine leichte Aufgabe, dafür aber umso spaßiger. Alles wird untermalt von einem fetzigen Soundtrack, der für gute Laune sorgt.

Fazit

Machen wir es kurz: „Underhero“ hat mich schlichtweg umgehauen. Das hatte ich nicht erwartet. Mit dieser bunten Mischung an Rollenspiel und Jump&Run geht das Spiel-Jahr bereits bestens los. Das zu toppen, wird nicht leicht werden – wie ich solche Indie-Überraschungen liebe. Alle Spieler, die mit dem Genre halbwegs etwas anfangen können, sollten unbedingt einen Blick auf das bezaubernde „Underhero“ werfen.