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Valkyria Chronicles 4

Never Change A Winning Team: Fans des ersten „Valkyria Chronicles“ werden dieses Spiel mögen – was daran liegt, dass sich nicht sonderlich viel geändert hat.

Sind es wirklich schon über zehn Jahre her, dass „Valkyria Chronicles“ auf den Markt kam? Damals habe ich es zusammen mit einer Playstation 3 erworben und war begeistert: Unkonventionelle Rundenstrategie im Anime-Look, das zudem mit einem interessanten Setting punktet.

Ja, „Valkyria Chronicles“ von Sega war und ist alles andere als normale Kost. „Valkyria Chronicles 4“ steht seinen Vorgängern in nichts nach – geht aber auch kein Risiko ein.

Ein anderes Europa in den 1920er-Jahren

Für alle Neulinge der „Valkyria Chronicles“-Reihe: Die Geschichte spielt in einem fiktiven Europa, in dem gerade der Zweite Europäische Krieg voll im Gange ist. Teil vier spielt fast zeitgleich zum ersten Werk. Wer sich nun fragt, was eigentlich mit dem zweiten und dem dritten Teil passiert ist, hier eine kurze Erklärung:

Diese beiden Ableger erschienen exklusiv für die PSP – Teil drei schaffte es sogar überhaupt nicht in den Westen. Daher werden sich wohl nur Hardcore-Fans daran erinnern. Und „Valkyria Chronicles: Revolution“ – nun ja – reden wir nicht drüber …

„Valkyria Chronicles 4“ erzählt die Geschichte der Elite-Einheit Truppe E. Claude Wallace befehligt diese furchtlosen Söldner. Vorkenntnisse braucht ihr nicht zu haben. Daher eignet sich „Valkyria Chronicles 4“ ideal als Einstieg in das interessante Anime-Universum.

In etwas langwierigen Bild-Text-Einblendungen wird die Story erzählt – manchmal in sehr langatmigen Dialogen, die teilweise zu übertrieben witzig oder sinnlos sind. Geschmacksache. Zumindest können sich die englischen Synchronsprecher hören lassen. Keine Sorge: Untertitel gibt es auch auf Deutsch.

Zug um Zug mal anders

Das Spiel selbst konzentriert sich wieder auf die Rundenstrategie während des Krieges. Sobald ihr einen Einsatz ausgewählt habt, geht das Taktieren los. Wie für das Genre üblich ist jede Partei abwechselnd am Zug.

Anders als bei anderen Vertretern des Genres gibt es hier aber keine in Felder unterteilten Karten. Ihr könnt eine Einheit direkt kontrollieren und per Third-Person-Ansicht positionieren. Nur die AP-Anzeige bestimmt, wie weit ihr laufen könnt. Anschließend dürft ihr noch eine Aktion ausführen, wie beispielsweise schießen, verteidigen, ein Item nutzen, ein Fahrzeug reparieren oder eine Granate werfen.

Die KP-Anzeige gibt an, wie oft ihr Einheiten bewegen dürft. Denn bei „Valkyria Chronicles 4“ ist auch möglich, dass ein und dieselbe Einheit mehrfach pro Runde eingesetzt werden kann – allerdings mit stetig wachsendem AP-Abzug. Das soll verhindern, dass ihr euch nur auf eine Einheit konzentriert. Mein Tipp: Spielt von Anfang so, dass ihr möglichst viele Truppen pro Runde bewegt – macht die Sache am Ende einfacher.

Ebenfalls sehr motivierend ist das Levelsystem der einzelnen Charaktere: Nach jedem erfolgreichen Einsatz verteilt ihr die gewonnenen Erfahrungspunkte auf die auswählbaren Fähigkeiten und schaltet so neue Potenziale frei. Damit sind die Sonderfähigkeiten einzelner Truppenmitglieder gemeint.

Denn jeder Charakter ist in eine bestimmte Klasse eingeteilt, die auf dem Feld Vor- und Nachteile hat. Das erinnert stark an das klassische „Schere-Papier-Stein“-Prinzip anderer Echtzeitstrategie-Titel. Kurz gesagt: Es gibt jede Menge Möglichkeiten, auf dem Feld taktisch zu agieren – ein riesiger Spaß.

Einzelschicksale im Fokus

Außerdem besitzen alle eure Einheiten individuelle Hintergrundgeschichten, von denen ihr mal mehr, mal weniger erfahrt. Während der etwa dreißigstündigen Kampagne habt ihr jedoch genügend Zeit, um den ein oder anderen Charakter genauer kennenzulernen. Wer seine Einheiten noch besser aufleveln möchte, sollte sich ein paar optionalen Missionen widmen, die mit Gold und Erfahrungspunkten locken.

Grafisch befindet sich „Valkyria Chronicles 4“ auf einem guten und gleichzeitig interessanten Niveau: Der schlichte Anime-Stil mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, passt aber perfekt zum Geschehen und glänzt mit anschaubaren Animationen.

Das Kleeblatt auf dem Schlachtfeld

In punkto Schwierigkeitsgrad nimmt das Spiel einen gesunden Mittelweg, der durch ein Zufallsprinzip allerdings hin und wieder frustrieren kann. Ein Beispiel: Habt ihr euch gut positioniert und den Feind in die Zange genommen, heißt das noch lange nicht, dass ihr gewonnen habt.

Zielt ihr auf einen Gegner entscheidet nicht euer Können am Controller, ob ihr trefft, sondern die Werte des Charakters. Ein Algorithmus bestimmt dann, ob ein Treffer erfolgreich war oder nicht. In meinem Fall habe ich doch tatsächlich viermal hintereinander danebengeschossen und wurde anschließend vom Feind niedergemacht.

Neustart der Mission, weil ich mit dieser Schmach nicht leben wollte – beziehungsweise nicht mehr am Leben war. Der nächste Versuch hat dann auf Anhieb geklappt. Wie gesagt: Oft ist etwas Glück mit im Spiel.

Fazit

Fassen wir zusammen: „Valkyria Chronicles 4“ macht im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht viel anders – vermittelt aber immer noch den einzigartigen Charme der Reihe. Sega liefert mit Teil vier erneut einen schicken Rundenstrategie-Titel, der durch seinen Look und das innovative Gameplay überzeugen kann. Einzig die Story wirkt durch die elend langen Dialoge sehr holprig und uninspiriert.

Das Gesamtpaket mit seiner ordentlichen Fülle an Inhalten macht dies aber wieder locker wett. Mein Fazit: Wer das Genre mag, kann hier nicht viel falsch machen – zumal „Valkyria Chronicles 4“ ein echter Exot des Genres ist, den man schon gesehen haben sollte.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC, Switch
Website: valkyria.sega.com