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Vasilis

Düstere Aussichten: Hier passen sich die Story und die Grafik aneinander an. Ein handgezeichnetes Abenteuer aus der Nische.

Wer sich ohne Gedanken in das handgezeichnete Abenteuer „Vasilis“ begibt, der wird anfangs verwundert sein: Hier dominieren die „Farben“ Schwarz und Weiß das Geschehen und alles sieht hier nach einem wüsten Ausbruch aus dem Zeichenblock aus. Ja, das Werk von Marginal Act und Publisher Sometimes You ist nicht für jedermann gedacht.

Lost in War

„Vasilis“ erzählt die Geschichte einer Frau, die ihren Mann inmitten von Revolten verloren hat. Im Laufe des Adventures versucht ihr herauszufinden, was genau mit Peter, so der Name ihres Mannes, geschehen ist. Jeder Tag stellt dabei eine neue Herausforderung dar. Von der Spielmechanik her handelt es sich tatsächlich um ein sehr klassisches und gleichzeitig auch simples Adventure.

Soll heißen: Ihr lauft durch die Gegend, sammelt ein paar Gegenstände ein und verwendet diese später an anderer Stelle, um weiterzukommen. Sonderlich komplizierte Rätsel solltet ihr dabei nicht erwarten. Vielmehr will „Vasilis“ euch in diese trostlose Umgebung einsaugen – und das schafft es meiner Meinung nach fast zu gut.

Düster durch und durch

Zunächst wäre da nämlich die Grafik: Die handgezeichneten Animationen sind merkwürdig abgehakt und wirken fast immer skurril bis gruselig. Ich finde es etwas beängstigend, wenn die alte Dame, die ihr steuert, immer so merkwürdig mit ihrem Arm wackelt.

Auch die Umgebung wirkt arg bizarr und versetzt euch in eine ständige Depression. Aus jeder Pore tropft hier Trostlosigkeit. Aber – und das sollte betont werden! – ist der Grafik-Stil so beabsichtigt und unterstreicht die Situation, in der sich die alte Dame befindet. Daher geht das völlig in Ordnung. Letzten Endes ist es eine Sache des eigenen Geschmacks, würde ich sagen. Doch in Sachen Spielmechanik gibt es ein paar Dinge, die ich anzukreiden habe.

Da wäre auf der einen Seite die Karte, auf der ihr ständig herumirrt – das Wort ist nicht zufällig so gewählt. Anfangs fiel es mir verdammt schwer, mich darauf zurechtzufinden. Erst nachdem ich meinen logischen Verstand abgeschaltet und mich auf meinen Orientierungssinn verlassen habe, klärte sich die Situation auf. Die Karte ist einfach unglaublich merkwürdig. Lassen wir es dabei.

Verständigungsprobleme

Hinzu kommt die Tatsache, dass manche Gebäude, die eigentlich offen sein sollten, ausgegraut sind. Erst im späteren Spielverlauf erfahrt ihr, dass Gebäude nur offen sind, wenn an deren Eingangstür eine schwarze „Masse wabert“ – anders kann ich es nicht ausdrücken.

Woher ihr wisst, was als nächstes zu tun ist? Dafür habt ihr eine Art Journal, das mehr schlecht als recht ein paar Gesprächsfetzen aus Dialogen festhält. Auch hier gilt: Nach einer Weile lässt sich damit ganz okay arbeiten. Meinen größten Kritikpunkt bekommt „Vasilis“ in Sachen Tempo: Wie oft hätte ich mir einen Knopf gewünscht, dass die alte Dame endlich mal einen Gang zulegt.

Besonders bei manchen Suchaufgaben, bei denen ihr durch die gesamte Stadt trabt, ist das immens nervig. Ich weiß, dass es nicht zu der alten Dame passt, wenn sie plötzlich im Dauerlauf durch die Gegend wetzt, aber hier hätte man mal ein Auge zudrücken und an den Spieler denken können.

Fazit

Am Ende bleibt ein etwas fader Beigeschmack: „Vasilis“ erzählt auf der einen Seite in recht eigensinniger Form eine düstere Geschichte von Krieg und Verlust, stolpert dabei aber immer wieder über die eigenen Spielmechaniken.

Um die sechs Tage mit der alten Dame zu überstehen, braucht ihr also etwas Durchhaltevermögen: Vielleicht ist auch genau das der geniale Schachzug der Entwickler, damit ihr anschließend wisst, wie sich die Dame in ihrer Situation fühlt. Ein Spiel für Liebhaber des Genres.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, Switch, PC
Website: twitter.com/marginal_act