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Weird West

Der Westen war damals nicht nur wild, sondern auch ziemlich verrückt, mysteriös und brutal (unterhaltsam), wenn man sich dieses Spiel anschaut.

High Noon, bereit zum Duell und dann erfolgt der Schuss – dumm nur, dass ich nicht vorbereitet war. Mich traf Weird West aus heiterem Himmel, ohne Vorwarnung. Denn hätte ich gewusst, dass das Werk von Wolf Eye Studio und Publisher Devolver dermaßen unterhaltsam ist, hätte ich schon länger daraufhin gefiebert. Also packt die Schaufeln ein und zieht mit mir in den Westen!

Bekannt, aber neu gemischt

Im Grunde ist Weird West ein Action-Spiel aus der isometrischen Perspektive. Das beschreibt aber längst nicht, was euch hier erwartet. Denn in Weird West haben sich so einige Zutaten aus anderen Spielen und Filmen vermischt. Ich würde es vielleicht als den absolut durchgeknallten Bruder von Desperados 3 mit einer Prise Borderlands und dem Film Cowboys gegen Aliens beschreiben. Ja, das trifft es ganz gut.

Weird West erzählt nicht nur ein, sondern gleich fünf Geschichten. Alles fängt dabei recht harmlos mit einer Kopfgeldjägerin an, die nach der Zerstörung ihrer Farm ihren entführten Mann sucht. Hier zeigt sich bereits das Potenzial des Action-Trips, der euch erwartet. Weird West hat keine Open World, sondern wirft euch immer in teils kleine, teils ausufernde Areale, auf denen ihr eure Missionen bestreitet. Wie ihr dabei vorgeht, ist euch überlassen. Aber lasst mich das an einem Beispiel außerhalb der eigentlichen Story erklären.

Jeder Trip ist einzigartig

Als Nebenmissionen kann ich beispielsweise Kopfgelder einsammeln. Weil ich nun aber nicht alleine in ein von Feinden übersätes Gebiet laufen möchte, um mir das Kopfgeld zu schnappen, engagiere ich noch einen Revolverhelden. Gemeinsam ziehen wir über die Oberweltkarte in Richtung des Missionsgebiets. Unterwegs werden wir von einer kleinen Gruppe Kojoten angegriffen.

Mit ein paar gezielten Schüssen gehört das Problem der Vergangenheit an. Zusätzlich haben wir nun auch Fleisch in der Tasche, gar nicht mal schlecht. Und wie der Zufall es will, war auf dem Gebiet, auf dem die Kojoten uns angegriffen haben, eine gute Waffe vergraben. Mit der Schaufel haben wir das gute Stück geborgen. Weiter geht's.

In dem Gebiet mit dem gesuchten Schurken angekommen, inspiziere ich das Areal. Von Mauern umgeben hat sich der Schuft dort eine schöne Festung errichtet, aber ich habe eine Idee. Draußen vor den Toren stehen ein paar Fässer mit Dynamit und Chemikalien. Diese schnappe ich mir Stück für Stück und platziere sie vor einem Nebeneingang – und zwar so, dass ich mit einer Explosion ein recht breites Gebiet abdecke. Meine Falle ist bereit. Jetzt mache ich etwas Krach, um die Bösewichte an die frische Luft zu locken. Ein paar Schüsse aus meiner Schrotflinte sollten genügen.

Und siehe da: Eine ganze Handvoll Pistoleros stürmen durch die Tür. Mein geworfenes Dynamit bereitet ihnen ein schnelles Ende. Alles lodert und der Boden ist von giftigen Chemikalien übersät. Nur leider strömen noch mehr Leute aus der Tür und feuern aus allen Rohren. Mit einem stylischen Max Payne Zeitlupensprung schalte ich drei von ihnen aus, lande dabei aber selbst in einer Chemie-Pfütze. Von der anderen Seite eilen zwei weitere Mannen hinzu. Mein Kumpane ist längst gefallen und ich mache es auch nicht mehr lange. Als ich dann mit einer Pistole getroffen werde, war es das – Game Over. Zum Glück habe ich gespeichert. Einmal Schnellladen bitte!

Mit Heimlichtuerei zum Erfolg

Diesmal versuche ich es heimlich. Meinem Kompagnon sage ich, dass er im Busch warten soll. Ich schleiche mich durch den Seiteneingang und erwische die erste Wache heimlich von Hinten im Schwitzkasten. Den betäubten Halunken zerre ich raus ins Gebüsch. Dann geht es weiter und wie durch ein Wunder lande ich ohne Wiederstand im Schlafzimmer des gesuchten Verbrechers. Dort warte ich bis er abends alleine hereinspaziert. Eine schnelle Rolle hinter ihn und ab geht es in einen ungewollten Schlaf. Auftrag erledigt. Nun noch schnell über die Terrasse abhauen und ins Gebüsch hüpfen. Das Kopfgeld können wir uns dann beim Sheriff in der Stadt abholen.

Die eben beschriebene Szene zeigt schon ganz gut, wie eure Möglichkeiten hier sind. Doch es geht noch besser, je nachdem welchen Erzählstrang ihr gerade vor euch habt. Denn jede Erzählung fokussiert sich auf einen Charakter. Dabei wirft euch Weird West aber nach und nach in die unterschiedlichen Storys, ohne dass ihr wählen dürft. Aber die Charaktere haben es in sich: Jeder bringt einen eigenen Fähigkeiten-Baum mit sich, den ihr aufleveln könnt. Außerdem warten permanente Boni, die sich über alle fünf Charaktere verteilen.

Eine interessante Truppe

Neben der bereits erwähnten Kopfgeldjägerin verschlägt es uns auch in die Haut eines eingeborenen Jägers, der Heimlichkeit bevorzugt und in die einer Art Schamanen, der den okkulten Kräften zugetan ist. Doch die vielleicht interessantesten Figuren sind ein Schweinemann und ein Werwolf. Das Schwein kann giftige Gase verteilen und teilt ordentlich Schaden aus. Der Werwolf macht in kleinen Gebieten wortwörtlich Hackfleisch aus seinen Gegnern.

Weird West ist ein blutiges und sehr experimentierfreudiges Abenteuer. Die Geschichten fädeln sich zwar leicht ineinander ein, aber sind nur Mittel zum Zweck. Ihr müsst selbst entscheiden, wie ihr diesen Action-Trip weitertreibt. Die comic-hafte Grafik entschärft dabei etwas von der Brutalität, die hier gezeigt wird.

Neben dem Gameplay ist auch das Setting äußerst interessant: Ihr bekommt es mit normalen Cowboys zu tun, aber auch mit wilden Tieren, Monstern, Zombies, magischen Stämmen und übernatürlichen Phänomenen. Diese Mischung ließ mich über die gesamten 30 bis 35 Stunden hinweg immer wieder erfreut zurück.

Fazit

Weird West ist ein actiongeladenes Monster an Spielspaß, das mich unerwartet traf. Dieser Spielkasten an explosiven Möglichkeiten macht immer wieder Laune. Einzig die etwas hektischen Schießereien, wenn es mehrere Gegner auf einmal gibt, können manchmal frustrierend sein. Dafür habt ihr aber einen Schnelllade-Knopf, von dem ihr oft Gebrauch machen solltet. Davon abgesehen zeigen Wolf Eye und Devolver, dass sie wissen, was Spielern Spaß macht. Von mir gibt es daher eine dicke Empfehlung.

Erhältlich für: Xbox, Playstation, PC
Website: weirdwest.com