Unterhaltung Games

Werewolf: The Apocalypse – Earthblood

Haarige Angelegenheit: Umwelt-Aktivismus mit Biss.

Auch wenn es anfangs wenig Sinn ergeben hat, gefielt mir das Intro von „Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“ direkt. Ein schön animiertes CGI-Video mit toller Hintergrundmusik und beeindruckenden Bildern. Ja, ich fühlte mich bereit für ein Abenteuer in der Haut eines Werwolfs. Denn genau darum geht es in Cyanides und Nacons Action-Rollenspiel.

Die bösen Großkonzerne

„Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“ verfolgt einen spannenden Ansatz: Als Teil eines Werwolf-Rudels stellt ihr euch zur Wehr gegen einen korrupten Konzern namens Endron. Dieser beutet die Umwelt nämlich aus und lässt Gaia, Mutter Natur, bluten. Cahal ist ein Mitglied des Werwolf-Rudels und von Beginn an euer Dreh- und Angelpunkt. Mit ihm werdet ihr die kommenden acht bis zehn Stunden erleben.

Der Einstieg war etwas ernüchternd: Nach einem coolen Intro folgt eine technisch nicht ganz so hübsche Sequenz, in der viel geredet wird. Es geht um Umwelt, Politik, Verschmutzung, Korruption und die Ehre des Rudels. Und gleich bei eurem ersten Kontakt mit dem Konzern Endron gerät Cahals Welt aus den Fugen – so sehr, dass er sich fünf Jahre aus dem Staub macht.

Als er wieder zurückkehrt, will er nur noch eins: Rache an Endron nehmen. So in etwa könnte man den Plot grob beschreiben. Nett, aber erwartet nicht zu viel.

Ruhig und fetzig gepaart

Aber wie spielt sich „Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“? Gute Frage: Cyanide wirft euch diesmal in ein actiongeladenes Rollenspiel, das schon einem Brawler gleicht – zumindest teilweise. Zu Beginn schleicht ihr euch eher durch die Gegend, ganz wie Solid Snake einst.

Ihr manipuliert Kameras, schaltet Wachen unbemerkt aus, sabotiert Tore und dezimiert die Feinde Stück für Stück. Das hat durchaus seinen Reiz – jedenfalls in den ersten beiden Stunden des Spiels. Viel zu schnell gerät dieser Spielmechanismus zur Routine nach einer Weile. Da hilft es auch nichts, dass die Feinde leicht variieren und Geschütztürme hinzukommen. Denn früher oder später werdet ihr entdeckt und der Kampf beginnt.

Gerade ab der Hälfte des Spiels befinden sich in den Räumen immer wieder Gegner, die nicht unbemerkt ausgeknipst werden können und somit direkt Alarm auslösen. Daher war mein Drang nach Schleichen schnell zunichte gemacht. Mein Motto: Reinstürmen und die Bestie entfesseln. In den Schleich-Abschnitten kann Cahal zwischen seiner menschlichen und tierischen Form übergangslos wechseln.

Als Wolf seid ihr leiser unterwegs und schwerer zu entdecken – sofern die Technik mitspielt. Denn hin und wieder wurde ich auch durch einen soliden Holzstapel oder einen Wagen entdeckt, was mir komisch vorkam. Sobald ihr angeschossen werdet, verwandelt sich Cahal automatisch in seine Werwolf-Gestalt.

Dann beginnt das unterhaltsame Gemetzel. Ratzfatz zerreißt ihr eure Widersacher in Fetzen. Das Gefühl der Überlegenheit ist schon eine coole Sache. Ein paar zusätzliche Fähigkeiten, die ihr im Laufe des Spiels freischalten könnt, halten die Motivation anfangs noch oben. Aber das letzte Drittel fühlt sich dann – genau wie die Schleichabschnitte – nach Routine an. Wirklich herausfordernd ist es auf den Schwierigkeitsgraden normal und leicht sowieso nicht.

Vorbei am Erfolg

Aber insgesamt hatte ich mit der Mechanik durchaus meinen Spaß, wenn auch nur auf einem mittleren Niveau. Was ich aber extrem frustrierend fand, sind die Erfolge im Spiel – speziell zwei davon. Zum einen gibt es einen Erfolg für das Abschließen aller Nebenmissionen. Klingt mal nicht sonderlich schwer, zumal es nur eine Handvoll davon gibt.

Diese sind aber so wage ausgedrückt, dass ich bei einer nicht den Hauch einer Idee hatte, was das Spiel von mir will: „Sorge dafür, dass sich das Gas nicht mehr verteilt“ – sonst nichts. Kein Wegweiser, keine Anleitung, wo und wie ich das machen soll. Nach einer halben blindlings Rumrennen durch den leer gefegten Level, gebe ich auf und verfolge das Hauptziel – vielleicht ergibt sich daraus was.

Ja, tut es. Die Story geht weiter, die Location wechselt und der Erfolg ist damit futsch. Denn „Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“ speichert automatisch und lässt euch nicht mehr zurück in bereits besuchte Areale. Klasse. Die gleiche Mechanik hat mir auch bei dem Erfolg „Finde und sammle alle Geister“ einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich bin von Natur aus ein alter Sammler, daher habe ich mich auch überall nach diesen Geistern eifrig umgeschaut. Erst sehr spät habe ich die Fähigkeit der Wolf-Form enträtselt, in der euch die Geister in der Gegend grob angezeigt werden.

Denn keiner erklärt euch, dass die schwammigen Punkte in der „Blut-Ansicht“ zu Geistern gehören. Also habe ich dadurch wohl zu Beginn des Spiels einen Geist übersehen – und die restlichen 100 Stück gefunden. Aber das bringt mir auch nicht den nötigen Erfolg, sondern nur Frust.

Gäbe es wenigstens eine Anzeige, die euch sagt, wie viele Geister in einem Gebiet stecken, wäre das hilfreich. Oder eine Funktion, um an bereits besuchte Orte zurückzukehren… In dem Zustand kann das äußerst frustrierend sein.

Technisch steht „Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“ nicht immer auf stabilen Beinen – was aber auch teilweise der frühen Version zu verdanken ist, die ich testen durfte. Im generellen Spielverlauf sieht die Grafik recht schick aus. Kommt es aber zu Gesprächen – und davon gibt es einige – wirken die Animationen sehr unrund und die Charaktere äußerst blass. In Summe schwankt das Spiel damit auf einem schmalen Grat, von dem es immer wieder abstürzen könnte.

Fazit

„Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“ ist in erster Linie mal ein unterhaltsames Action-Rollenspiel – jedenfalls für die ersten paar Stunden. Die Story nimmt zwar nie so richtig Fahrt auf, aber eignet sich als Mittel zum Zweck. Unterm Strich wird „Werewolf: Earthblood“ aber zu schnell zu einer monotonen Action-Aufgabe, die zwar kurz ist, aber nicht viel Abwechslung bietet.

Das ist etwas schade und hätte noch mehr Feintuning gebraucht. Besonders in Punkto Fähigkeiten steckt noch viel Potenzial. Dafür durfte ich einiges über Werwölfe lernen und tauche sicher bald tiefer in dieses Universum ein.

Erhältlich für: Playstation, Xbox, PC
Website: werewolf-videogame.com