Vier Jahre im Early Access, drei weitere Jahre auf dem PC und nun endlich auf den Konsolen: Wolcen: Lords of Mayhem hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Denn der Start auf dem PC damals verlief alles andere als rund. Die Indie-Entwickler des Wolcen Studio hatten sich etwas übernommen oder nicht mit solch einem Ansturm gerechnet. Das Ergebnis: In den ersten Tagen nach der Veröffentlichung brachen die Server zu-sammen, Spielstände gingen verloren und der Unmut in der Spieler-Community stieg an – was verständlich ist.
Fehler wiederholen sich
Ähnliches geschah dann nun auch mit dem Start auf der Playstation und Xbox. Etliche Bugs, die aus der PC-Version bereits verschwunden waren, tauchten hier wieder auf. Nach einigen Patches lässt sich Wolcen nun endlich halbwegs spielen. Halbwegs? Ja, darauf kommen wir später noch genauer. Eins gleich aber vorweg: Bitte nicht zu viel ärgern! Denn in Wolcen: Lords of Mayhem steckt so viel Potenzial.
Um den Titel grob zu beschreiben, könnte man sagen, dass es sich um eine Mischung aus „Diablo 3“ und „Path of Exile“ handelt – also aus zwei Rollenspiel-Schwergewichten. „Wolcen“ (sprich „Wollzen“) nimmt sich das Beste aus diesen beiden Welten und verfrachtet es in ein wunderschönes Fantasy-Reich.
Zucker auf dem TV
Die tolle Optik verdankt das Spiel übrigens der Cryengine, die hier fantastische Bilder auf den Bildschirm zaubert. Von der Umgebung bis hin zu den schaurig-schönen Monstern gibt es hier Augenzucker pur! Mal abgesehen von den anfänglichen Startschwierigkeiten und den teilweise noch vorhandenen Bugs spielt sich „Wolcen“ einfach wunderbar – sofern man sich an die umständliche Navigation mit dem Controller gewöhnt hat.
Kleine Meckereinlage
Selten habe ich einem Spiel so deutlich angemerkt, dass es in erster Linie für den PC entwickelt wurde. Die Menüführung ist eindeutig für Maus und Tastatur gemacht. Mit dem Controller schlittere ich immer wieder in den Wahnsinn hinein. Allein um meine Ausrüstung zu verkaufen, bedarf schon einiger Nerven. Das sollten die Wolcen Studios unbedingt noch ausbessern, um den Spielfluss nicht immer zu unterbrechen.
Außerdem ist die Schriftgröße eine Frechheit auf meinem 65-Zoll-TV. Oftmals musste ich 30 Zentimeter vor das Gerät gehen, um Beschreibungen von Ausrüstungen lesen zu können. Die Schrift war viel zu klein für ein gemütliches Spielen vom Sofa aus. Das könnte man aber sehr schnell per Patch ändern, wie ich finde.
Viele Möglichkeiten für langen Spielspaß
Kommen wir wieder zu den positiven Seiten des Spielchens – und davon gibt es einige. Die flotte, auf Geschick und Taktik angelegte Echtzeit-Kampfmechanik geht prima von der Hand. Auch die Ausbeute an neuen Waffen und Ausrüstungsgegenständen motiviert enorm. Ja, sogar der Fähigkeiten-Baum, der eher ein Fähigkeiten-Ring ist, lässt Rollenspieler-Herzen höherschlagen.
Besonders bei der Ausrichtung seines Helden sind Spieler:innen ziemlich frei in ihrer Wahl und haben durch das Ring-System hunderte von Möglichkeiten, wie sie ihren Recken aufleveln wollen. Und keine Sorge: Alles lässt sich wieder schnell rückgängig machen, was zu Experimenten einlädt. Mehr Spielerkomfort geht fast nicht. Selbst bei den Zwischensequenzen muss man zwangsläufig an die Konkurrenz von Blizzard denken – himmlisch.
Fazit
Endlich dürfen Konsolenspieler:innen in dieses fantastische Universum eintauchen. Wenn das kleine Studio es jetzt noch schafft, alle Bugs und Server-Probleme aus dem Weg zu räumen, dann ist Wolcen: Lords of Mayhem eine glorreiche Zukunft sicher. Denn so einen mutigen Versuch, sich im Genre der Hack’n-Slay-Rollenspiele festzusetzen, gab es schon sehr lange nicht mehr. Respekt vor dieser Leistung.
Erhältlich für: PC, Xbox, PS
Website: wolcengame.com