Unterhaltung Games

Zocken wie in alten Zeiten

Moderne Spiele im Retro-Gewand

Der Trend bricht nicht ab: Retro-Games, also Videospiele mit sehr grober Grafik, erfreuen sich hoher Beleibtheit. Dabei ist meist jedoch nur die Optik aus alten Tagen – den Spielspaß stört das recht wenig, wie diese sieben Werke beweisen.

8-Bit RTS Series
Wer in den 90er-Jahren die Anfänge von Echtzeitstrategie-Spielen (Englisch: Real-Time-Strategy) mitbekommen hat, wird bei der „8-Bit RTS Series“ sicherlich nostalgische Gefühle bekommen. SOEDESCO Publishing veröffentlicht mit dem Bundle eine Hommage an bekannte Klassiker des Genres, insbesondere an „Command & Conquer“.

Optisch setzen die drei Spiele „8-Bit Armies“, „8-Bit Hordes“ und „8-Bit Invaders“ auf eine bunte, sehr blockfrohe Grafik. Inhaltlich wandeln alle drei Titel auf ähnlichen Pfaden, widmen sich lediglich einem anderen Universum: Während die „Armies“ am ehesten an „Command & Conquer“ erinnern, da die Einheiten von Rambo-Einzelkämpfer über Panzer bis hin zu Hubschraubern reichen, driften „Hordes“ und „Invaders“ deutlich ins Fantasy-Reich ab.

Hier greifen sich die Parteien mit Drachen und Orks oder mit Ufos und Außerirdischen an. Die einzelnen Missionen könnten dabei kaum klassischer sein: Zunächst gilt es eine Basis aufzubauen, Rohstoffe einzusammeln und kontinuierlich eine schlagkräftige Armee auf die Beine zu stellen, um den Feind zu überrennen. Auf der Karte verteilte Schatzkisten sorgen dabei für zusätzliche Ressourcen, die schnell das Blatt wenden können.

Die komplette Steuerung funktioniert per Gamepad wunderbar einfach und sorgt somit für kurze, unterhaltsame Partien gegen den Computer oder Freunde. Ein besonderes Feature gibt es dann noch als kleinen Bonus: In Online-Matchen können titelübergreifende Schlachten zwischen Armies, Hordes und Invaders stattfinden, was für ein herrlich buntes Durcheinander sorgt.

Erhältlich für: Xbox One, PS4
Website: soedesco.com


Riddled Corpses EX
Aus Frankreich kommt dieses pixelige, gleichzeitig auch bockschwere Action-Abenteuer: Mit „Riddled Corpses EX“ verlangt Cow Cat Games dem Spieler jede Menge Geschicklichkeit ab. Es handelt sich hierbei um einen zunächst simpel aussehenden Twin-Stick-Shooter, bei dem eigentlich nur die beiden Control-Sticks auf dem Controller benötigt werden.

Schnell einen Helden auswählen und los geht die Action – anfangs nicht sonderlich lange. Denn zu Beginn ist jeder Held noch ziemlich schwach auf der Brust und kann gegen die anstürmenden Horden an Monstern nicht sonderlich viel ausrichten. Doch jeder virtuelle Tod bringt aber einen Fortschritt mit sich: Gesammelte Erfahrungspunkte erhöhen den Level des Helden, so dass dieser kontinuierlich stärker wird und über bessere Ausrüstung verfügt.

Mit der Zeit werden die anfänglich unüberwindbaren Gegner zum Kinderspiel, was die Motivationskurve stark in die Höhe treibt. Insgesamt gibt es sechs knackige Missionen zu überstehen, nach denen neue Helden mit neuen Fähigkeiten freigeschaltet werden. Das Highlight einer jeden Mission sind meist die Bosskämpfe, die jede Menge Übersicht und Feingefühl verlangen. Ein schneller, actionreicher Spaß.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PS Vita
Website: diabolicalmind.com


Super Pixel Racers
In den 80er- und 90er-Jahren kam keine Arcade-Spielhalle um ein solches Game herum: Fun-Racer bieten eine wunderbare Gelegenheit, um mit Freunden um die Wette zu düsen – und dabei nicht auf Straßenverkehrsregeln zu achten. Einer der bekannteren Ableger war „RC Pro Am“, das Spieler hinter das Steuer eines Geländewagens verfrachtete – und das nicht nur im übertragenen Sinne.

Denn in den Spielhallen mussten die Wagen meist mit einem echten Lenkrad manövriert werden, immer aus der Sicht des Wagens, was gehörig viel Konzentration verlangte. „Super Pixel Racers“ brescht genau in diese Kerbe hinein: Grafisch könnte der niedliche Rennspaß glatt von Nintendos SNES stammen. Die Steuerung verhält sich auf Wunsch ebenfalls so, wie man sie aus den 90er-Jahren her kennt, kann aber auch an moderne Gewohnheiten angepasst werden.

Egal für was man sich entscheidet, Unterhaltung ist garantiert, wenn man mal den Dreh raus hat. Denn die „Super Pixel Racers“ warten mit unterschiedlichen Herausforderungen auf: Mal geht es darum sich in einem Fahrerfeld von acht Konkurrenten zu beweisen, dann steht ein Rennen gegen die Uhr an, es muss gedriftet werden oder es kommt zum Blech-Fest, wenn Gegner einfach in einer bestimmten Zeit von der Strecke gerammt werden müssen.

Für den nötigen Fortschritt sorgen die Upgrade-Funktionen: Autos dürfen in verschiedenen Kategorien verbessert werden, so dass sie innerhalb der Karriere immer stärker werden. Zusätzlich sorgen freischaltbare Rennwagen für Abwechslung, da jede Karre in einer speziellen Disziplin besonders gut ist. Kurz gesagt: die „Super Pixel Racers“ liefern klassische Renn-Action, die sich ideal für Zockerabende eignet.

Erhältlich für: Xbox One, PS4
Website: pqube.co.uk/games


Nefarious
Einmal richtig böse sein: Bei „Nefarious“ (zu Deutsch: „Schändlich“) steht kein strahlender Held, sondern ein fieser Schurke im Mittelpunkt. Das Jump&Gun, das sich eindeutig an Klassiker der „Mega Man“-Reihe orientiert, versetzt Spieler in die goldenen 90er-Jahre des Genres. Damals wurden haufenweise Prinzessinnen in Spielen entführt, Bösewichte zur Strecke gebracht und für das Gute gekämpft.

Bei dem Werk des Studios StarBlade ist das eigentlich nichts anders – nur, dass man diesmal auf der anderen Seite steht: Um die Entführung der Prinzessinnen muss man sich selbst kümmern. Anschließend liefert sich der Antiheld mit seinen Widersachern eine heiße Verfolgungsjagd durch knifflige Levels.

Das Highlight einer jeder Mission ist natürlich ein Bosskampf: Doch anstatt gegen einen haushohen Giganten anzutreten, schlüpft der Spieler hinter das Steuer eben jenes Giganten und zeigt dem herbeieilenden Helden, wo der Pfeffer wächst – ein mächtiger Spaß. Streng genommen macht „Nefarious“ nicht viel anders als seine Genre-Kollegen, nur die umgedrehte Story und die finalen Kämpfe am Ende jedes Levels heben das Spiel deutlich von der Konkurrenz ab.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC
Website: nefariousgame.com


KEMCO – die Retro-Rollenspielexperten aus Japan

Wenn es um Rollenspiele geht, denken viele Spieler sicherlich an Fernost, da dort sehr viele Softwareperlen herstammen. Stichwort: „Final Fantasy“, „Secret of Mana“ oder „Dragon Quest“, um nur einige zu nennen. Der japanische Spieleentwickler KEMCO hat sich genau auf diese Sorte Games spezialisiert. Dabei orientieren sich die Programmierer an den großen Vorbildern aus den 90er-Jahren – nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch. Denn all ihre Werke könnten direkt aus dem vergangenen Jahrhundert stammen, wenn man sich die Screenshots anschaut. Wer diese Art Spiele früher genossen hat, sollte sich unbedingt das umfangreiche Angebot von KEMCO anschauen. Drei dieser Titel stellen wir hier etwas genauer vor.


Asdivine Hearts
Diese Pixel-Perle ist vielleicht das bislang schönste Rollenspiel der Japaner von KEMCO. „Asdivine Hearts“ vereint klassisches Gameplay mit sehr frischen Ideen. Zunächst einmal steht die epische Geschichte um zwei Gottheiten im Mittelpunkt des Geschehens: In einem Fantasy-Reich streiten ein Schatten- und ein Licht-Gott um die Vorherrschaft. Eines Tages verschwindet der Licht-Gott urplötzlich.

Zur gleichen Zeit trifft ein Zwillingspärchen, die beiden Hauptakteure des Abenteuers, auf eine doppelschwänzige Katze. Diese behauptet nun, dass sie der verschwundene Licht-Gott sei und dass die Zwillinge ihr helfen sollen – der Weg des Schicksals beginnt. Die Story mag vielleicht nicht sonderlich innovativ sein, aber interessant ist sie dennoch.

Wie zu Zeiten des NES oder SNES von Nintendo, wandelt der Spieler auch bei „Asdivine Hearts“ auf einer großen Übersichtskarte herum, erkundet Dörfer, Höhlen und waldige Gebiete. Dort tummeln sich einige Monster herum, die in rundenbasierten Kämpfen aus dem Weg geschafft werden müssen. Wie gesagt: Sehr klassisch. Allerdings punktet „Asdivine Hearts“ mit drei spannenden Features.

Zunächst einmal wäre da die Freundschaft unter den Charakteren: Je besser sich die Gruppenmitglieder untereinander verstehen, desto besser kämpfen sie. Das leitet direkt zum nächsten Punkt, dem Fähigkeitensystem, hinüber: Die magischen Angriffe teilen sich in zwei Kategorien auf, die entweder Magie-Punkte verbrauchen oder sich nach einer Zeit selbst wieder aufladen.

Diese besonderen Fähigkeiten bekommen jedoch nur Charaktere, die sich in einem Gebiet spezialisiert haben. Zu guter Letzt wären da noch die Bonus-Attribute, die durch Juwelen verliehen werden. Solche Juwelen finden sich überall in der Fantasy-Welt. Um sie auf dem Gürtel eines Charakters anzubringen, gibt es allerdings einen kleinen Haken: Jeder Gürtel hat nur eine begrenzte Anzahl an freien Steckplätzen, die als kleine Quadrate angezeigt werden.

Ein Juwel besitzt eine gewisse Struktur, die einige dieser Quadrate bedeckt. Passt das Juwel, bekommt der Träger die Bonus-Attribute. Das Ganze erinnert ein wenig an „Tetris“, wenn man versucht, mehrere Juwelen auf dem Gürtel anzubringen – interessante Idee. Insgesamt können Käufer von „Asdivine Hearts“ also nicht viel falsch machen – zumal sie für ihr Geld über 20 Stunden an Spielspaß erhalten.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, Switch, PC, iOS, Android
Website: kemco-games.com/global/index.html


Chronus Arc

Etwas zu viel des Guten: „Chronus Arc“ nimmt den Spieler zu Beginn recht stark an die Hand. Was das heißt: In einem umfangreichen Tutorial werden dem Spieler die Besonderheiten dieses Retro-Rollenspiels genau erklärt. Das ist natürlich nichts Schlimmes. Es wird nur etwas langatmig, wenn sich diese „Besonderheiten“ lediglich auf simple Schalter- und Schieberätsel beziehen, die man in einem Satz erklären könnte.

Fünfmal einen Stein von A nach B zu schieben oder mehrfach mit dem magischen Ring einen scheinbar unerreichbaren Schalter anzuknipsen ist nicht sonderlich innovativ. Mehr gerätselt wird nämlich nicht. Das eigentliche Herzstück sind die rundenbasierten Kämpfe. Etwas auffällig ist hierbei der stramm ansteigende Schwierigkeitsgrad: Bereits der erste Boss-Kampf wird zur Herausforderung, wenn man seine (zunächst zweiköpfige) Truppe nicht ordentlich aufgelevelt hat.

Nur wer vor dem nächst höheren Dungeon immer wieder in alte Gebiete geht und dort mit Monstern kämpft, um sein Team zu stärken, wird erfolgreich sein – Experten sprechen hier von „Grinding“. Besonders an der Konsole wird dadurch die Herkunft von „Chronus Arc“ deutlich: Ursprünglich wurde das Spiel nämlich für Mobil-Geräte entwickelt, bei denen ein solches Level-System durchaus üblich ist.

Bei Konsolen-Zockern kann das aber schnell zum Frust führen. Allerdings sind die Kämpfe stets unterhaltsam, wenn man auf die verschiedenen Fähigkeiten zurückgreift und sich nicht vom langsamen Voranschreiten stören lässt. Insgesamt zählt „Chronus Arc“ aber zu den etwas schwächeren Werken

Erhältlich für: Xbox One, PS4, Switch, PC, iOS, Android
Website: kemco-games.com/global/index.html


Revenant Dogma
Nicht verwirren lassen: „Revenant Dogma“ ist der Nachfolger von „Revenant Saga“, das vor ein paar Jahren für die PS Vita erschien. Um „Revenant Dogma“ spielen zu können, braucht es jedoch keinerlei Vorwissen: In einem Fantasy-Universum stehen sich die Welt der Menschen und die Welt anderer Kreaturen gegenüber.

Diese Welten vermischen sich durch eine böse Macht, was die Menschen zum Rückzug zwingt. In der Haut des magischen Kriegers Caine gilt es nun die Ursache für diesen Schicksalsschlag herauszufinden. Ohne allzu lange Vorrede geht es direkt zur Sache: Im Inneren eines Tempels oder Verlieses wandert der Spieler in einer Art Draufsicht durch die engen Gänge. Dabei kommt es immer wieder zum Feindkontakt mit herumirrenden Monstern.

Die erste Besonderheit: Anstatt in typischer 2D-Manier wird hier in einer animierten 3D-Ansicht gekämpft. Die Auseinandersetzungen finden dabei in einer halbautomatischen Variante statt, indem jeder gemäß seiner Geschwindigkeit an die Reihe kommt. Sehr schön gelungen ist dabei das Klassen- und Transformationssystem: Wie in fast jedem Rollenspiel typisch gibt es auch in „Revenant Dogma“ unterschiedliche Klassen mit jeweils eigenen Fähigkeiten.

Der Unterschied hier: Jeder Charakter kann sich in eine x-beliebige Klasse transformieren und erhält dadurch die entsprechenden Fähigkeiten. Dadurch gewinnen die Kämpfe an Dynamik, da sich jedes Teammitglied der jeweiligen Situation anpassen kann – echt schick gelöst. Steht beispielsweise ein dicker Brocken vor der Mannschaft, empfiehlt sich die Transformation in einen „Guardian“ oder „Knight“.

Wer allerdings heilen möchte, sollte sich den „Paladin“ oder „Healer“ anschauen. Zu dieser kurzweiligen Kampfmechanik gesellt sich noch ein nett ausbalanciertes Beute-System. Es kommt fast nie vor, dass der Spieler bei Händlern gezwungen wäre neue Ausrüstung zu kaufen. Der Grund: Die Scharen an Monstern lassen immer wieder mal praktische Gegenstände wie Rüstungen oder Waffen fallen, wenn sie besiegt wurden – in einem vernünftigen Ausmaß.

Zugutehalten muss man „Revenant Dogma“ außerdem, dass es über ein angenehmes Schnellreisesystem verfügt, das keine langatmigen Momente aufkommen lässt. Bei ebenfalls 20 Stunden Spielinhalten können Retro-Rollenspieler hier wenig falsch machen.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, Switch, PC, iOS, Android
Website: kemco-games.com/global/index.html